Das Projekt nutzt für seine Forschungen gedruckte und ungedruckte Quellen, wie Lexika, Bücherverzeichnisse, Datenbanken, Autoren-Interviews sowie Archivmaterialien und greift hier auch auf Spezialsammlungen, wie auf die von 1970 bis 2020 geführte „Sammlung Jacob. DDR-Autoren“ zurück.
Auf vielfältigen Wunsch von Besuchern der BBAW-Arbeitsstelle im Rahmen des Salons Sophie Charlotte[1], wie Wissenschaftlern , Studenten und auch Angehörigen von Autoren, die Geschichte der „Sammlung Jacob“ zu fixieren, wird hiermit der Bitte nachgekommen.
Karteikartensammlungen und Zettelkataloge waren bis zu den 1970er Jahren, vor Einführung der Computer, die übliche Art, von Bibliotheken, Archiven, Museen und Sammlern, die Quellenbestände, wie Bücher, Periodika, Handschriften und Archivalien zu erschließen. Neben den umfangreichen alphabetisch geordneten sowie systematisch gegliederten Bandkatalogen in größeren Bibliotheken, gab es Zettelkataloge und Karteien im Bibliotheks-, Buch- und Archivwesen sowie für spezielle Sammlungen u.a. zu Nachlässen, Briefwechseln und Wörterbüchern. Bekanntes Beispiel ist hier auch das Richard-Wossidlo-Archiv, einer Zettelsammlung des bekannten Volkskundlers (1859-1939), die heute digital einsehbar ist.
Die „Sammlung Jacob. DDR-Autoren“ ist ein im Laufe der letzten Jahrzehnte gewachsener Teil des „Karl-Goedeke-Archivs“.[2] Inspiriert durch die Arbeiten von Karl Goedeke, dem Begründer des germanistischen Standardwerkes „Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung“[3] , dessen Bearbeiter Herbert Jacob seit 1949 war, wurde das Hauptarchiv in privater Arbeit von dem Germanisten[4] kontinuierlich aufgebaut. Primärer Dokumententyp sind hier hand- und maschinenschriftliche (Schreibmaschine) Quellenfunde zu den einzelnen Autoren.
1970 begann Jacob in eigener Initiative mit einer Sammlung bio-bibliographischer Notizen zu DDR-Schriftstellern. Hier recherchierte er in Lexika, Zeitungen sowie Archivbeständen und verzeichnete u.a. Namen, Wirkungsorte, Mitarbeit in Zirkeln Schreibender Arbeiter, Genre der Autoren und lexikalische Quellen auf Karteikarten. Zur Ergänzung wurden Verlage, Vereine und auch Autoren befragt. Jacob, der persönlich u.a. auch mit Günter Kunert+ und Ingeborg Feustel+ (der Schöpferin des Pittiplatsch) bekannt war, entwarf ebenfalls in privater Arbeit das Grundmodell für die von ihm später an der Akademie er Wissenschaften der DDR bearbeiteten „Bibliographischen Annalen. Literatur in der DDR 1945-1962“.[5]; er ist Begründer der Nachfolgereihe: “Bibliographische Annalen. Literatur in der DDR“, die 2021 beim Verlag de Gruyter erschien.[6]
Basierend auf einer weitverzweigten und interdisziplinären Erkundung gedruckter literarischer Zeugnisse aus der DDR liegen heute mit der „Sammlung Jacob. DDR-Autoren“ Angaben vor, die in Form von mehr als 10000 Karteikarten Belege zu Autorennamen, bibliographischen Angaben, literarischer Tätigkeit, Nachweisen zur Primär- und Sekundärliteratur, zu Nekrologen sowie Quellenhinweisen zahlreiche Schriftsteller in der SBZ und DDR für den Wirkungszeitraum 1945 bis 1990 erfasst und ausgewertet hat. Eine Vielzahl heute kaum mehr präsenter Autoren ist mit Hinweisen auf ihre literarische Tätigkeit sowie durch Quellenangeben erschlossen. Hier sind ebenfalls die Absolventen des „Instituts Johannes R. Becher“ erfasst.
Die Sammlung wurde bis 2020 ergänzt und enthält heute als katalogisierte Gedächtnisinstitution weit über 4000 Autorennamen.
Autorin: Marianne Jacob
[1] Vgl. Aufklärung 2.0. BBAW, Salon Sophie Charlotte 13. Mai 2023, S. 26: Die literarische DDR im Spiegel unserer Zeit
[2] Vgl. Wilksch, Klaus-Peter: Das Karl-Goedeke-Archiv. Vortrag am 4. Febr. 2008 an der BBAW. Berlin
[3] Vgl. Interview mit Marianne Jacob im Kulturradio vom rbb am 4. Febr. 2008
[4] Vgl. Artikel: Herbert Jacob. In: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. Hrsg.: Chr. König. 2003
[5] Jacob, Herbert: Literatur in der DDR. Bibliographische Annalen. 1945-1962. Bd 1-3. Berlin 1986
[6] Bibliographische Annalen. Literatur in der DDR. 1945-1990. Bd 1-8. Hrsg. von der BBAW… Berlin 2021