Als einer von wenigen außereuropäischen Migrant:innen, die den Direktstudiengang am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig belegt haben, steht der Lyriker Adel Suleimann Karasholy (i. F. Adel Karasholi) für die Ausnahme. In der nicht deutschen Bevölkerung der DDR hingegen war er einer von vielen: sowohl neben Soldaten, Zivilangestellten und Angehörigen der in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte als auch ausländischen Vertragsarbeiter:innen, politischen Emigrant:innen und Student:innen.[2]Vgl. Patrice G. Poutrus: Fremd im Bruderland. Vertragsarbeit und das Ende des Goldbroilers. In: Lydia Lierke; Massimo Perinelli (Hg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer … Continue reading Karasholis und deren Perspektiven gingen in Folge der deutsch-deutschen Vereinigung, die als „deutsche Homogenisierungsgeschichte“[3]Lydika Lierke, Massimo Perinelli: Intro. In: Erinnern stören, S. 11-30, hier S. 18. geschrieben wurde, unter.
Gegen das Verdrängen ihrer Sichtweisen richten sich Sammelbände wie „Erinnern stören“.[4]Lydia Lierke; Massimo Perinelli (Hg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive. Berlin 2020. Dessen Herausgeber:innen betonen, wie wichtig es sei, in post-/migrantischen Erinnerungen eine „gemeinsame kollektive Geschichte im Persönlichen und Individuellen“ zu suchen und diese „im politisch verfassten Sprechen und Streiten“ freizulegen.[5]Vgl. Lierke, Perinelli: Intro, S. 17. Nachfolgend soll Adel Karasholis Leben und Werk unter diesem Credo bedacht sowie ein gesonderter Blick auf sein biobibliografisches Netzwerk und dessen Anknüpfungspunkte am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ geworfen werden.
Von Damaskus bis Leipzig
Kehr ich heim auf den Flügeln der Taube,
komm ich heim auf des Frühwindes Wehn,
steht mein Fuß auf der Erde der Heimat,
kann ich aufrecht durch Syrien gehn.
Adel Karasholi: Heimkehr. In: ders.: Wie Seide aus Damaskus. Gedichte. Berlin 1968, S. 62.
Über Karasholis Lebensstationen herrscht in den einschlägigen Lexika Konsens – nur in Nuancen unterscheiden sich Zeiträume und Details.[6]Insgesamt 20 Lexika erfassen Karasholi – u. a. das Deutsche Literaturlexikon 2 und das Killy Literaturlexikon in 2. Auflage. Diskrepanzen gibt es bspw. zu seiner … Continue reading Unbestritten sind Zeit und Ort seiner Geburt: der 15. Oktober 1936 in Damaskus. Der Sohn eines Gutsbesitzers widmete sich bereits zu Schulzeiten der Poesie. In einem Gespräch mit Lutz Richter erinnerte er sich an seine ersten Schritte in den Kulturbetrieb:
In frühester Jugend, als Schüler schon, habe ich Gedichte geschrieben und veröffentlicht. Beim Lesen Rimbauds stieß ich auf einen Satz, der mir ungeheuer imponierte. Sinngemäß lautet er, es sei sinnlos, unsere Hosen auf den Schulbänken zu zerreißen. Ich verkaufte meine Schulbücher, kaufte mir dafür Lyrikbände und mußte somit die Schule verlassen. Ich arbeitete in einer Druckerei, wurde dann Kulturredakteur, schrieb für den Rundfunk. 1958 war ich das jüngste Mitglied des progressiven Schriftstellerverbandes in Syrien.
Adel Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter. In: Deutsch als Fremdsprache. Zeitschrift zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer 22 (1986), Sonderheft, S. 96-101, hier S. 96.
Bereits ein Jahr später musste Karasholi aus Syrien fliehen, da der Schriftstellerverband nach dem Zusammenschluss Ägyptens und Syriens verboten worden war. Dieser Bruch in seiner Biografie bestimmte sein späteres Schreiben außerordentlich. Schon die Titel seiner Gedichtbände „Daheim in der Fremde“ und „Wenn Damaskus nicht wäre“ spiegeln den Zwiespalt wider, der Heimat entrissen worden zu sein.
In einem Gespräch mit Lerke von Saalfeld schilderte Karasholi seine Flucht:
Als ich 1959 Syrien verlassen mußte, ging ich zunächst in den Libanon. Dort mußte ich unter einem anderen Namen leben und mich verstecken. Da ich kein Mitglied der Partei war, war ich auf die persönliche Hilfe von Freunden angewiesen. Einer dieser Freunde war der bekannte libanesische Philosoph Hussein Murawa, der später von Fanatikern ermordet wurde. Er war es auch, der mir ein Flugticket auf einer Chartermaschine zur Leipziger Messe besorgte. In Berlin kannten wir einen jordanischen Dichter, der bei Radio Berlin International arbeitete. Dieser Dichter hatte als Moderator der Studentensendung im Damaszener Rundfunk meine ersten Gedichte gesendet und mich gefördert. So bin ich nach Deutschland gekommen.
Adel Karasholi: Daheim in der Fremde. Gespräch mit Lerke von Saalfeld. In: Lerke von Saalfeld (Hg.): Ich habe eine fremde Sprache gewählt. Ausländische Schriftsteller schreiben deutsch. Gerlingen 1998, S. 110-140, hier S. 111.
Karasholis Odyssee hatte damit aber nicht ihr Ende gefunden. Von Leipzig kam er über Ost- nach Westberlin. Dort lebte er illegal, weil er sich nicht als Flüchtling aus der DDR ausgeben wollte, was ihn in Westdeutschland zu einem Asylanten gemacht hätte.[7]Vgl. Beate Bahnert: Lyriker in zwei Welten – Adel Karasholi. In: Junge Kirche. Unterwegs für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 63 (2002), H. 6, S. 47-52, hier S. 48. Sein Ziel war es damals – zwischen 1959 und 1961 –, in der DDR zu leben. Von Westberlin zog Karasholi weiter nach München, wo er am Fließband arbeitete und in einem Nachtasyl in Armutsverhältnissen lebte.[8]Vgl. ebd. In „Erinnerung an München“ (1965), einem seiner ersten auf Deutsch verfassten Gedichte, sind möglicherweise Spuren dieser Erfahrungen eingeflossen:
Am Fließband feindlicher Blicke
In: Adel Karasholi: Umarmung der Meridiane. Gedichte. Halle/Leipzig 1978, S. 9.
Und ohne Lied lag ich
Bei den kleinen Vögeln
Auf der blassen Straße
Zwischen eilenden Füßen
Und rasenden Rädern.
Dank eines Stipendiums, das er durch den kurdischen Studentenverband – seine Familie war kurdischer Abstammung – bekam, konnte Karasholi 1961 in die DDR nach Leipzig emigrieren und als Student sein „zweites“ Leben beginnen.[9]Vgl. Bahnert: Lyriker in zwei Welten, S. 48.
Studium, Netzwerke, Lyrik
Zuweilen spukt ein Krämergeist
In diesem besseren Land,
Zerfrißt von Fall
Zu Fall
Das blühende Grün
Mit Mühe gepflanzt
Im Menschen.
Adel Karasholi: Homo oeconomicus. In: Umarmung der Meridiane, S. 38.
Als Studienfach wählte Karasholi Theaterwissenschaften, was auf Erfahrungen während seiner Flucht zurückzuführen ist. Im Libanon las er in arabischer Übersetzung erstmals ein Stück von Bertolt Brecht („Die Ausnahme und die Regel“), in Berlin sah er dann am Berliner Ensemble „Mutter Courage“.[10]Vgl. Karasholi: Gespräch mit Lerke von Saalfeld, S. 111f. Zwei Erlebnisse, die nicht nur seine Studienwahl, sondern auch seinen schriftstellerischen Werdegang beeinflussen sollten. Neben den Kursen an der Theaterhochschule „Hans Otto“ besuchte Karasholi auch Veranstaltungen am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“.[11]Karasholi wurde in den Unterlagen des IfL als Gaststudent geführt, der an der Theaterhochschule eingeschrieben war (vgl. Isabelle Lehn, Sascha Macht, Katja Stopka: Schreiben lernen im Sozialimus. … Continue reading Von 1961 bis ca. 1964/1965 studierte er in Leipzig. Darüber hinaus nahm er am Herder-Institut in Leipzig Sprachunterricht in Deutsch.
Sein Lehrer für Poesie am Literaturinstitut war Georg Maurer. Dieser prägte sowohl mit seiner Dichtung als auch mit seiner Lehre die Student:innen am Institut, die im Anschluss an ihr Studium in den 1960er Jahren als sogenannte „Sächsische Dichterschule“ die Lyrikszene der DDR bestimmten, unter ihnen u. a. Sarah und Rainer Kirsch, Volker Braun, Bernd Jentzsch, Adolf Endler und Heinz Czechowski. Mit vielen Schriftsteller:innen dieser Gruppe studierte Karasholi und war zum Teil mit einigen eng befreundet.
Hervorzuheben ist Heinz Czechowski. Die bio-bibliografischen Netzwerke beider Autoren weisen zahlreiche Schnittpunkte auf. Neben ihrer Präferenz für Lyrik arbeiteten beide u. a. als Lektor, betrieben theaterwissenschaftliche Studien und waren Mitglieder im Schriftstellerverband der DDR.
In den 1990er Jahren schrieb Czechowski einige Texte über Karasholi, u. a. das Nachwort zu Karasholis Gedichtband „Wenn Damaskus nicht wäre“:
Man kann sich seine Freunde nicht aussuchen. Freundschaften sind schicksalhaft, selten, und deshalb kostbar. Die sechziger Jahre, als ich Adel Suleiman Karasholi kennenlernte, waren Jahre der Hoffnung. Ich erinnere mich: Mit unseren zukünftigen Frauen besichtigten wir damals in einem Rohbau unsere vermeintlich künftigen Wohnungen. Wir bekamen diese Wohnungen nicht, doch wir waren nicht traurig. Adel war inmitten der staubgrauen Straßen Leipzigs eine Erscheinung aus dem Morgenland. Seine Fröhlichkeit schien ungebrochen.
Heinz Czechowski: Nachwort. In: Adel Karasholi: Wenn Damaskus nicht wäre. Gedichte. München 21993, S. 85-90, hier S. 85.
Neben der Freundschaft zu Czechowski verdeutlicht Karasholis Abschlussarbeit am Literaturinstitut seine Einbettung in die schriftstellerischen Zusammenhänge in der DDR. Seinen künstlerischen Abschluss am Institut bildete eine aus zwei Zyklen bestehende Lyriksammlung:
Neben einigen schlichteren, auf Deutsch verfassten Gedichten unter dem Titel ‚Tagebuch einer Liebe‘ umfasst das Konvolut den Zyklus ‚Der Vogel der Sehnsucht‘, der in den klassischen Bilderwelten arabischer Lyrik vom Übergang aus der Heimat in die Fremde erzählt und ursprünglich auf Arabisch verfasst wurde.
Lehn, Macht, Stopka: Schreiben lernen im Sozialismus, S. 245.
Karasholi übersetzte die arabischen Gedichte ins Deutsche, um sie dann in Zusammenarbeit mit Kommiliton:innen zu überarbeiten. Daraus entstand 1968 sein erster Gedichtband „Wie Seide aus Damaskus“, der die Überarbeiter:innen auflistet: vom Literaturinstitut Sarah und Rainer Kirsch sowie Klaus Steinhaußen und Helmut Preißler.
Darüber hinaus schöpfte Karasholi aus den Werken der DDR-Autor:innen Inspiration, wie er im Gespräch mit Lutz Richter resümierte:
Später, als ich in der DDR war, kamen andere Dichter [die ihn beeinflusst haben, F.L.] hinzu, zumal ich auch Literaturgeschichte am Becher-Institut studiert habe. Ich kam mit Schriftstellern zusammen, war an der Lyrikbewegung der sechziger Jahre aktiv beteiligt. Volker Braun kommt mir sehr nahe, auch Georg Maurer, obwohl vom Weltbild hier Unterschiede bestehen. Ich fühle mich nicht identisch mit Volker Braun und Georg Maurer, aber ich fühle mich zu ihnen hingezogen und habe mich mit ihnen auseinandergesetzt.
Adel Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 98f.
Maurer, sein Lehrer, und Braun, sein Freund,[12]Vgl. dazu Volker Braun: Von Meridian zu Meridian. Adel Karasholi zum 80. Geburtstag. In: Chamisso. Viele Kulturen, eine Sprache (2016), Nr. 15, S. 22-23. tauchen nicht umsonst namentlich im lyrischen Oeuvre des Dichters auf: „Für Georg Maurer“ und „Drei Gedichte für Volker Braun“ erschienen 1978 in „Umarmung der Meridian“. Die Auseinandersetzung mit Braun beschäftigte ihn ebenfalls in seinem Gedichtband „Daheim in der Fremde“, in dem „[d]er Gestus der Werke […] verständlicherweise nicht unbeeinflusst von DDR-Autoren“ ist, „wobei Volker Braun besonders wichtig wurde“.[13]Wolfgang Gabler: Zwischen Heimat und Fremde. [Rezension zu „Daheim in der Fremde“]. In: Neue Deutsche Literatur 33 (1985), H. 9, S. 145-147, hier S. 147. Gedichte schreiben heißt für Karasholi daher auch ein „Bemühen um Kommunikation“, ein in Kontakt treten mit anderen Dichter:innen, aber auch „mit der Natur, dem Weltall, mit anderen Völkern und Kulturen“.[14]Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 96.
Brecht als Ausgangspunkt: Promotion, Lektor und Übersetzer
Ich laß fliegen
Worttauben
Über die Dächer schlafender Städte
Werf in die Meere der Gleichgültigkeit
Flaschenpost
Adel Karasholi: Solange ich lebe. In: ders.: Daheim in der Fremde. Gedichte. Halle/Leipzig 1984, S. 18.
Nach dem Studium machte sich Adel Karasholi vor allem als Lyriker in der DDR einen Namen.[15]Vgl. Lehn, Macht, Stopka: Schreiben lernen im Sozialismus, S. 245. Seine beiden Gedichtbände „Umarmung der Meridiane“ (1978) und „Daheim in der Fremde“ (1984) wurden positiv besprochen,[16]Vgl. für „Umarmung der Meridiane“: Mieder, Eckhard: Bekenntnis – nicht fraglos. [Rezension zu „Umarmung der Meridiane“]. In: Neue Deutsche Literatur 27 (1979), H. 8, S. 147-150 … Continue reading 1985 bekam er den Kunstpreis der Stadt Leipzig verliehen. Daneben beschritt er einen weiteren ebenso fruchtbaren Karriereweg. Im Anschluss an sein abgeschlossenes Studium – sowohl am Literaturinstitut als auch in Theaterwissenschaften – begann Karasholi an der Karl-Marx-Universität in Leipzig zu Bertolt Brecht zu promovieren:
Das Lehrstück „Die Ausnahme und die Regel“ von Bertolt Brecht und die arabische Brecht-Rezeption – Eine Auseinandersetzung mit einigen Mißverständnissen und Fehlinterpretationen in der arabischen Rezeption von Brechts Methode des epischen Theaters.
So lautet der Titel seiner 1970 eingereichten und verteidigten Dissertationsschrift, die wiederum zwölf Jahre später unter dem knapperen Titel „Brecht in arabischer Sicht“ als zehnter Band der Reihe „Brecht Studien“ veröffentlicht wurde.[17]Adel Karasholi: Brecht in arabischer Sicht. (Brecht Studien. Bd. 10) Frankfurt a. M. 1982. In seiner Einleitung kontextualisiert Karasholi die Entstehungsgeschichte der Arbeit und forciert die Dringlichkeit des Untersuchungsgegenstands:
Als diese Arbeit in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre geschrieben wurde, war Brechts Aufstieg zum Weltruhm, keine zehn Jahre nach seinem Tode, nicht mehr aufzuhalten. Seine Wirkung war so groß geworden, daß es kaum einen Theatermann gab, der sich mit Brecht nicht auseinandersetzen mußte. […] In vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, wo Brecht ebenfalls einen unaufhaltsamen Aufstieg erlebt, ist die Verständigung über ihn „zu einer Art internationalem Kriterium über Kunstfragen überhaupt geworden“.
Adel Karasholi: Brecht in arabischer Sicht. Brecht Studien. Bd. 10) Frankfurt a. M. 1982, S.17.
Karasholi arbeitet die arabische Brecht-Rezeption auf. Zuerst unterzieht er das Lehrstück „Die Ausnahme und die Regel“ einer marxistisch orientierte Analyse, um anschließend das Stück in Brechts Werkkontext einzuordnen und abschließend die zeitgenössischen arabischen Bühneninterpretationen zu betrachten. Er konstatiert, dass die arabischen Interpretationen Brechts Methode des epischen Theaters lediglich auf einige Stilelemente reduzieren.[18]Vgl. ebd., S. 161. Anhand theoretischer Texte arabischer Dramaturgen und Regisseure weist Karasholi nach, dass dieses Problem bereits von der grundsätzlichen Brechtinterpretation herrühre. Schließlich plädiert er:
Erst wenn […] die Methode vom epischen Theater, wie sie von Brecht entwickelt wurde, in ihrer Entwicklung, in ihrer ganzen Fülle, Vielschichtigkeit und Lebendigkeit, nicht nur anhand der Stücke, sondern auch der wichtigsten theoretischen Arbeiten […] richtig studiert und begriffen wird, erst dann kann Brecht als einer der größten Vertreter des sozialistischen Realismus auf dem Gebiet des Theaters bei der Schaffung und Entwicklung eines revolutionären arabischen Theaters […] von großer Bedeutung sein.
Adel Karasholi: Brecht in arabischer Sicht. (Brecht Studien. Bd. 10) Frankfurt a. M. 1982, S. 207f.
Dass die Beschäftigung mit Brechts Werk sein eigenes Schaffen prägte, wurde bereits angedeutet. Das Gedicht „Sätze über Brecht“[19]In: Umarmung der Meridiane, S. 30. hebt Eckhard Mieder in seiner Kritik des Bandes „Umarmung der Meridiane“ exemplarisch hervor, um Karasholis dichterisches Vorgehen zu charakterisieren: „Zum Beispiel die 1977 geschriebenen ‚Sätze über Brecht’, eine Synthese aus (stellenweise stabreimender) Nüchternheit und dem Mut zum Neologismus. Eine Synthese, die sowohl im einzelnen Gedicht Spannung schafft als auch den ganzen Band strafft.“[20]Mieder: Bekenntnis – nicht fraglos, S. 148f. Mieder folgert bei genauerer Betrachtung des Gedichts, dass es bei Karasholis Vorgehen nicht um epigonenhafte Aneignung gehe, sondern um den Willen, Inhaltliches und Methodisches von Brecht produktiv zu übernehmen.[21]Vgl. ebd., S. 149.
Seine dichterische Beziehung zu Brecht reflektiert Karasholi selbst in „Mein langer Weg zu Brecht“.[22]Erschienen in: Alfred Klein; Roland Opitz; Klaus Pezold (Hg.): Leipziger Brecht-Begegnungen 1923-1994. Leipzig 1998, S. 105-111 und in: Dreigroschenheft. Informationen zu Bertolt Brecht (2003), … Continue reading Der Ende der 1990er Jahre entstandene Essay weist stark poetologische Züge auf, insofern der Dichter sein Werk retrospektiv in Bezug zu seiner Auseinandersetzung mit Brecht setzt. So resümiert Karasholi, dass er bereits während der Arbeit an seiner Brecht-Dissertation in einer Schaffenskrise steckte. In einer zweiten Sprache – neben dem Arabischen – zu dichten, sei ihm besonders bei der Lektüre Brechts zum Problem geworden. Die Metaphernvielfalt des Arabischen geriet in Konflikt mit der Karg- und Nüchternheit des Deutschen. „Der Widerstreit zwischen den beiden Sprachen und den beiden Sichtweisen, zwischen Lorca und Brecht, mußte zunächst im Innern beendet werden,“[23]Ebd., S. 109. schlussfolgert Karasholi. Dass er diesen Streit erst in seinem letzten Gedichtband „Also sprach Abdulla“ (1995) beilegt – natürlich mit Brecht als Impulsgeber –, ist Fazit des Essays:
Die Dialektik, die ich nicht nur, aber vor allem Brecht verdanke, sollte hierbei nicht nur gnoseologisch, sondern auch strukturell und metaphorisch verwirklicht werden. Ich versuchte, einerseits die Gedichte sozusagen dialektisch in die Gesamtstruktur des Bandes einzuordnen und andererseits die Metapher zwar argumentativ, aber nicht vordergründig gnoseologisch zu gestalten.
Adel Karasholi: „Mein Weg zu Brecht“, in: Alfred Klein; Roland Opitz; Klaus Pezold (Hg.): Leipziger Brecht-Begegnungen 1923-1994. Leipzig 1998, S. 105-111, hier: S. 110.
Ehe er jedoch zu dieser Einsicht gelangte, etablierte sich Karasholi nicht nur als Lyriker, sondern auch als Lektor und Übersetzer. 1968 wurde er an der Karl-Marx-Universität festangestellt und arbeitete dort als Hochschullehrer und Lektor in der Sektion Afrika und Nahostwissenschaften. Als Übersetzer vertiefte er die Verbindung zwischen seinen zwei Heimatstädten – Damaskus und Leipzig. Er übertrug ins Deutsche und umgekehrt ins Arabische, dabei vor allem Bertolt Brecht.[24]Vgl. zu Übersetzungen Karasholis Arig Saleh: Rezeption arabischer Migrationsliteratur in Deutschland. Eine Untersuchung am Beispiel der in Deutschland lebenden syrischen Autoren. … Continue reading
Gesellschaftliches Engagement nach der „Wende“
Entwurzelt
Und verwachsen mit fremdem Tod
Werfe ich mich ab
Nacht
Für Nacht
Von mir
Adel Karasholi: Fremder Tod. In: Wenn Damaskus nicht wäre, S. 82.
An der Universität Leipzig arbeitete Karasholi bis 1993, im Anschluss bestritt er seinen Lebensunterhalt als freischaffender Schriftsteller und Übersetzer. In dieser Zeit veröffentlichte Karasholi vornehmlich Essays statt Gedichte. Zwar erschien 1992 ein Auswahlband mit einigen neuen, unveröffentlichten Poemen („Wenn Damaskus nicht wäre“), doch bediente er sich in den 1990er Jahren vor allem der essayistisch-journalistischen Form. In Tages- und Regionalzeitungen erschienen zahlreiche Artikel von und Interviews mit ihm.[25]U. a. in der „Leipziger Volkszeitung“ und der „Sächsischen Zeitung“. Vgl. zu den Schaffensperioden seiner Essayistik Saleh: Rezeption arabischer Migrationsliteratur, S. 217.
Der Wechsel des Mediums und der Form lässt sich mit dem gesellschaftspolitischen Wandel in Verbindung setzten. Bereits in dem 1986 veröffentlichten Gespräch mit Lutz Richter äußerte Karasholi:
Wenn Sie möchten, kann ich einige Verhaltensweisen aufzählen, die mich stören – Gleichgültigkeit zum Beispiel, Gleichgültigkeit gegenüber den anderen, gegenüber der Weltlage, gegenüber der Umwelt, gegenüber Veränderungen oder festgefahrenen Formen im gesellschaftlichen Bereich. Fehlende Initiative, sich abkapseln, sich auf einen Stempel berufen und verlassen, koste es, was es wolle. Dies alles beunruhigt mich.
Adel Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 98.
Aus diesem Missfallen wurde schließlich Realität. 1990 hielt er eine Rede unter dem Titel „Demokratie nur für Deutsche? oder Die Macht des Vorurteils“.[26]In: Dietmar Keller (Hg.): Nachdenken über Deutschland I. Reden. Berlin 1990, S. 121-138. In diese Rede integrierte er einen wenige Wochen vorher gedruckten Artikel, der in der Überschrift den ebenfalls offensiv-anklagenden Tonfall seiner Rede teilte: „Ausländer raus…“.[27]In: Die Beauftragten für Ausländerarbeit der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Hg.): „Und wir verloren die Sprache“ (Jean Améry). Schriftsteller im Exil. Berlin 1990, … Continue reading Die zunehmenden rassistischen Übergriffe und die daraus resultierenden persönlichen Erfahrungen trieben Karasholi beim Verfassen seiner Rede an. Er konnte nicht stillschweigend Rassismus, Diskriminierung, Unterdrückung und Marginalisierung registrieren, er musste dagegen handeln in seinen Möglichkeiten:
Freunde, die mich kennen, wissen, daß ich in den letzten drei, vier Jahren keine Gedichte in der DDR veröffentlicht habe, obwohl ich mir nicht abgewöhnen konnte, sie zu schreiben. Die grünen Träume, die mich hierher begleitet hatten, waren längst Alpträume geworden. Ich war gezwungen, sozusagen Trauerarbeit zu leisten.
Adel Karasholi: Demokratie nur für Deutsche?, S. 128.
Diese Trauerarbeit setzt nach einer Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Verhältnisse damit an, sich mit dem Begriff des Vorurteils auseinanderzusetzen. Karasholi weiß um die Macht, die Vorurteile auf Menschen ausüben. Diesen Effekt zu beschreiben, kann als ein erster Schritt, sich von dieser Macht zu lösen, verstanden werden. Nach ihm seien „Vorurteile ein[] bedeutsame[r] Aspekt des Gehorsams […], der weit in die Sphäre unbewußter psychischer Regulationen hineinreicht“, womit sie „versuchen […], indem sie auf das Unbewußte pochen, Mechanismen zu entwickeln, die dieses Unbewußte als etwas Gegebenes, Reales erscheinen lassen.“[28]Adel Karasholi: Demokratie nur für Deutsche?, S. 131. Um jedoch kollektiv Vorurteile zu vermeiden, braucht es einen staatlich institutionellen Rahmen, der keinen Nährboden für sie darstellt. Dass dieser nicht gegeben ist, klagt Karasholi vehement an: „Und eine Demokratie, die Intoleranz zuläßt oder gar fördert, kann keine echte Demokratie sein.”[29]Ebd., S. 136. Hervorhebung im Original.
Im Gespräch mit Lerke von Saalfeld legt er 1998 seine Hoffnung, die ihn damals angespornt hatte, dar:
Ich gehörte zu jenen, die geglaubt haben – fast bis zuletzt – daß man eine bessere DDR schaffen kann und daß eine Zusammenarbeit bis hin zur Vereinigung zwischen Ost und West zugunsten beider Teile passieren könne; daß die eine Gesellschaft von der anderen etwas zu lernen hat – daran habe ich geglaubt.
Adel Karasholi: Gespräch mit Lerke von Saalfeld, S. 123.
Die Rede wurde mehrfach abgedruckt, ihre Anklage und ihr Versuch eine Diskussion zu eröffnen, gingen jedoch im Laufe der Zeit unter. Die Geschichtserzählungen über den Mauerfall, den gesellschaftlichen Wandel und die daraus sich ergebenden Problemen bedenken Stimmen wie Karasholi nicht. Dass er dennoch im gesamtdeutschen literarischen Feld relevant blieb, verdankt sich einem anderen Ereignis.
1992 wurde ihm von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste der Adelbert-von-Chamisso-Preis verliehen. Der Preis richtet sich an „auf Deutsch schreibende Autor:innen, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist und die ein außergewöhnlicher, die deutsche Literatur bereichernder Umgang mit Sprache eint.“[30]Webseite zum Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert-Bosch-Stiftung, Zugriff: 14. April 2022, https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/adelbert-von-chamisso-preis-der-robert-bosch-stiftung. Die damit einhergehende Aufmerksamkeit hatte aber Kehrseiten,[31]Zur Problematik des Chamisso-Preises vgl. u. a. Karl Esselborn: Der Adelbert-von-Chamisso-Preis und die Förderung der Migrationsliteratur. In: Klaus Schenk (Hg.): Migrationsliteratur. Schreibweisen … Continue reading wie Karasholi pointiert bemerkte. Denn während er vor der Wende „voll integriert in die Literaturlandschaft der DDR“ gewesen sei und niemand seine Gedichte „Gastarbeiterliteratur oder Migrantenliteratur“ genannt habe, habe er sich „nach der Wende in einem Schubfach eingesperrt“ gefühlt – wobei er die Ambivalenz dessen nicht unerwähnt lässt: „Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass mir dieser Preis den Weg in die alten Bundesländer nach der deutschen Einheit zu ebnen half.”[32]Adel Karsholi: „In meinen arabischen Gedichten bin ich ein arabischer Dichter, und in meinen deutschen Gedichten bin ich ein deutschsprachiger Dichter“. Interview mit Lerke von Saalfeld. In: … Continue reading
„Grüne Träume“ – Karasholis Universalismus
Ich aber sprach
Noch einmal ankommen irgendwo
Ausruhen können noch einmal
Einmal dort sein wo die Erinnerung
Bescheid weiß
Adel Karasholi: Der Reisende. In: ders.: Also sprach Abdulla. Gedichte. München 1995, S. 26.
So etablierte sich Karasholi dank eines kritisch zu betrachtenden Preises in der Kulturlandschaft Deutschlands nach 1990. Mit dem Erscheinen seiner zwei letzten Gedichtbände „Wenn Damaskus nicht wäre“ (1992) und „Also sprach Abdulla“ (1995), die beide Folgeauflagen erhielten, wurde er einem breiteren Publikum bekannt. Arbeitsstipendien, die Chamisso-Poetikdozentur und weiterhin Übersetzungen aus dem Arabischen ermöglichten ihm, als freischaffender Schriftsteller zu leben.
Seit den 2010er Jahren ist es um den mittlerweile 85 Jahre alten Adel Karasholi ruhig geworden. Als Volker Braun ihm 2016 öffentlich mit einem kurzen Text und zwei Gedichten zum 80. Geburtstag gratulierte, war Karasholis Geburtsland – Syrien – im Krieg zerstört worden. Braun versuchte Worte für das Unaussprechliche zu finden:
Jahrzehnte zurück trafen wir am Bahnhof Zoo aufeinander, und der stille Freund, der syrische Sachse berichtete von seinem Manuskript MERIDIANE. Ich riet zu einem mehr metaphorischen Titel, wir verabschiedeten uns auf unsre Art, und als er aus dem Zug stieg, meldete er die Lösung: UMARMUNG DER MERIDIANE. Der Band enthielt ein adressiertes Gedicht: GEGEN DIE CHAOTISCHE WELT; und es war noch eine halbwegs geordnete, halbwegs bewohnbare Welt und Arabien noch nicht ins „konstruktive Chaos“ gestoßen. Noch gar nicht daran zu denken, daß die Dämme des Euphrat zerbombt, die Brücken der Wadis zerbrochen sind. Und sein Vers Wenn Damaskus nicht wäre war noch heiter, mit Rührung zu lesen; nun steht er erschreckend da wie ein Epitaph, sein Vermächtnis.
Volker Braun: Von Meridian zu Meridian, S. 22. Hervorhebung im Original.
Umso wichtiger ist es, an Adel Karasholis „grüne Träume“ zu erinnern, wie es in seinem Gedicht „Daheim in der Fremde“ heißt:
Und ich lasse nicht ab von mir
In: Adel Karasholi: Daheim in der Fremde, S. 103.
Und von euch
In diesem Land
Hier
Dahin ich gekommen bin
Mit grünen Träumen um die Stirn
Sein „grünster Traum“ war schon vor der „Wende“ ein universalistischer, wenn er an eine Welt denkt, in der Frieden herrscht, in der sich die Vernunft durchsetzt, die nicht eurozentristisch ist.[33]Vgl. Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 100. Und nur wenige Jahre später beschließt er seine Rede „Demokratie nur für Deutsche?“ nicht mit einer Anklage, sondern ebenfalls mit einem universalistischen „grünen Traum“:
Der Dialog ist in unserer Zeit, da die Welt nur als eine Einheit begriffen werden kann, dringender denn je geworden. Und Dialog heißt nicht nur Gespräch, sondern Kommunikation im weitesten Sinne des Wortes, zwischen Menschen, Völkern und Kulturen. Kommunikation nicht nur mit den Landsleuten nebenan, mit den Brüdern und Schwestern, sondern auch mit den Hungernden und Unterdrückten in dieser Welt, nicht nur mit den Zeitgenossen, sondern auch mit den Urenkeln, und nicht zuletzt mit der Luft und den Bäumen, mit den Flüssen und den Meeren.
Adel Karasholi: Demokratie nur für Deutsche?, S. 137f.
Es bleibt für die Lektüre des Dichters, der von Damaskus nach Leipzig kam und diese zwei Welten in sich und seinen Texten in einem Weder-Noch[34]„Bin ich nun wirklich noch ein Syrer? Bin ich schon ein Sachse? Oder vielleicht doch ein Syro-Sachse? Ich weiß es nicht: Nur im Weder-Noch, nur im Sowohl-Als-Auch kann ich sein. Um hier leben zu … Continue reading verband, zu plädieren.
Von Felix Latendorf
References
↑1 | Weltnest – Literarisches Leben in Leipzig 1970 – 1990. Herausgeber: Peter Gosse, Helfried Strauß, Fotografien: Helfried Strauß. Mitteldeutscher Verlag: Halle 2007, S. 58. |
---|---|
↑2 | Vgl. Patrice G. Poutrus: Fremd im Bruderland. Vertragsarbeit und das Ende des Goldbroilers. In: Lydia Lierke; Massimo Perinelli (Hg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive. Berlin 2020, S. 277-298, hier S. 284. |
↑3 | Lydika Lierke, Massimo Perinelli: Intro. In: Erinnern stören, S. 11-30, hier S. 18. |
↑4 | Lydia Lierke; Massimo Perinelli (Hg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive. Berlin 2020. |
↑5 | Vgl. Lierke, Perinelli: Intro, S. 17. |
↑6 | Insgesamt 20 Lexika erfassen Karasholi – u. a. das Deutsche Literaturlexikon 2 und das Killy Literaturlexikon in 2. Auflage. Diskrepanzen gibt es bspw. zu seiner Migrationsgeschichte. Nachfolgend soll daher auf Selbstaussagen Karasholis zurückgegriffen werden. |
↑7 | Vgl. Beate Bahnert: Lyriker in zwei Welten – Adel Karasholi. In: Junge Kirche. Unterwegs für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 63 (2002), H. 6, S. 47-52, hier S. 48. |
↑8 | Vgl. ebd. |
↑9 | Vgl. Bahnert: Lyriker in zwei Welten, S. 48. |
↑10 | Vgl. Karasholi: Gespräch mit Lerke von Saalfeld, S. 111f. |
↑11 | Karasholi wurde in den Unterlagen des IfL als Gaststudent geführt, der an der Theaterhochschule eingeschrieben war (vgl. Isabelle Lehn, Sascha Macht, Katja Stopka: Schreiben lernen im Sozialimus. Das Institut für Literatur „Johannes R. Becher“. Göttingen 2018, S. 245). |
↑12 | Vgl. dazu Volker Braun: Von Meridian zu Meridian. Adel Karasholi zum 80. Geburtstag. In: Chamisso. Viele Kulturen, eine Sprache (2016), Nr. 15, S. 22-23. |
↑13 | Wolfgang Gabler: Zwischen Heimat und Fremde. [Rezension zu „Daheim in der Fremde“]. In: Neue Deutsche Literatur 33 (1985), H. 9, S. 145-147, hier S. 147. |
↑14 | Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 96. |
↑15 | Vgl. Lehn, Macht, Stopka: Schreiben lernen im Sozialismus, S. 245. |
↑16 | Vgl. für „Umarmung der Meridiane“: Mieder, Eckhard: Bekenntnis – nicht fraglos. [Rezension zu „Umarmung der Meridiane“]. In: Neue Deutsche Literatur 27 (1979), H. 8, S. 147-150 u. für „Daheim in der Fremde“: Gabler: Zwischen Heimat und Fremde. |
↑17 | Adel Karasholi: Brecht in arabischer Sicht. (Brecht Studien. Bd. 10) Frankfurt a. M. 1982. |
↑18 | Vgl. ebd., S. 161. |
↑19 | In: Umarmung der Meridiane, S. 30. |
↑20 | Mieder: Bekenntnis – nicht fraglos, S. 148f. |
↑21 | Vgl. ebd., S. 149. |
↑22 | Erschienen in: Alfred Klein; Roland Opitz; Klaus Pezold (Hg.): Leipziger Brecht-Begegnungen 1923-1994. Leipzig 1998, S. 105-111 und in: Dreigroschenheft. Informationen zu Bertolt Brecht (2003), Nr. 1, S. 25-29. Nachfolgend nach erster Quelle zitiert. |
↑23 | Ebd., S. 109. |
↑24 | Vgl. zu Übersetzungen Karasholis Arig Saleh: Rezeption arabischer Migrationsliteratur in Deutschland. Eine Untersuchung am Beispiel der in Deutschland lebenden syrischen Autoren. Inauguraldissertation, Berlin 2011, S. 221. |
↑25 | U. a. in der „Leipziger Volkszeitung“ und der „Sächsischen Zeitung“. Vgl. zu den Schaffensperioden seiner Essayistik Saleh: Rezeption arabischer Migrationsliteratur, S. 217. |
↑26 | In: Dietmar Keller (Hg.): Nachdenken über Deutschland I. Reden. Berlin 1990, S. 121-138. |
↑27 | In: Die Beauftragten für Ausländerarbeit der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Hg.): „Und wir verloren die Sprache“ (Jean Améry). Schriftsteller im Exil. Berlin 1990, S. 32-35. [Auszug]. |
↑28 | Adel Karasholi: Demokratie nur für Deutsche?, S. 131. |
↑29 | Ebd., S. 136. Hervorhebung im Original. |
↑30 | Webseite zum Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert-Bosch-Stiftung, Zugriff: 14. April 2022, https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/adelbert-von-chamisso-preis-der-robert-bosch-stiftung. |
↑31 | Zur Problematik des Chamisso-Preises vgl. u. a. Karl Esselborn: Der Adelbert-von-Chamisso-Preis und die Förderung der Migrationsliteratur. In: Klaus Schenk (Hg.): Migrationsliteratur. Schreibweisen einer interkulturellen Moderne. Tübingen 2004, S. 317-325 und Beatrice Occhini: Der Adelbert-von-Chamisso-Preis zwischen Inklusion und Exklusion. Von der Gründung bis zur Auflösung, literaturkritik.de, Zugriff: 17. März 2022, https://literaturkritik.de/der-adelbert-von-chamisso-preis-im-spannungsfeld-zwischen-inklusion-und-exklusion,27137.html. |
↑32 | Adel Karsholi: „In meinen arabischen Gedichten bin ich ein arabischer Dichter, und in meinen deutschen Gedichten bin ich ein deutschsprachiger Dichter“. Interview mit Lerke von Saalfeld. In: Chamisso. Viele Kulturen, eine Sprache (2009), H. 3, S. 11-17, hier S. 15. |
↑33 | Vgl. Karasholi: Gespräch mit Lutz Richter, S. 100. |
↑34 | „Bin ich nun wirklich noch ein Syrer? Bin ich schon ein Sachse? Oder vielleicht doch ein Syro-Sachse? Ich weiß es nicht: Nur im Weder-Noch, nur im Sowohl-Als-Auch kann ich sein. Um hier leben zu können, mußte ich Leipzig zu einem Damaskus machen. Um in Damaskus leben zu können, mußte ich es zu einem Leipzig machen. Selbstbetrug in beiden Fällen vielleicht, und Verklärung, aber anders ist keine Existenz mehr möglich.“ (Adel Karasholi: Rhapsodie in Grau. In: Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom 19. April 1991, S. 1306-1308, hier S. 1308). |