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Kurzporträt: Dagmar Zipprich

In den Anfangsjahren waren am Literaturinstitut Johannes R. Becher Studentinnen noch unterrepräsentiert. So wurde im Jahrgang 1960 von zehn Student:innen nur eine Frau immatrikuliert.

Auf die Biographie dieser Absolventin sei hier näher eingegangen. Dagmar Zipprich ist die erste Frau der Jahrgänge 1958 bis 1960, die den Karriereweg zur Autorin erfolgreich einschlagen konnte. Auch die Biographien der Teilnehmerinnen im vorangegangenen Studienjahrgang waren geprägt von den Kriegsereignissen des Zweiten Weltkrieges, wie den Bombennächten 1945 in Dresden (Dora Hajek), mussten sich als Waisen und Witwen durch das Leben schlagen (Lisa Wolfram, Jahrgang 1893) oder kamen als Flüchtlinge und Umsiedlerinnen nach Deutschland (Anne Krulisch, Anneliese Kösling).[1]Vgl. Sammlung Jacob.

Dagmar Zipprich wurde 1927 in Allstedt/ Helme geboren. Ihre Mutter, eine gelernte Buchhalterin, hatte den Beruf nach der Geburt der Tochter nicht mehr ausgeübt und war Hausfrau geworden. Durch Berufswechsel und Arbeitslosigkeit des Vaters, eines Gendarmeriemeisters, musste Zipprich häufig die Schule wechseln. Ihr Vater verstarb frühzeitig 1944. In diesem Jahr belegte sie das Notabitur und war bis zum Ende des Krieges beim Reicharbeitsdienst eingesetzt.[2]Dagmar Zipprich: Lebenslauf. Ungedr. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406.

Cover von Dagmar Zipprichs “Geschichten aus dem Spielzeugland”, erschienen 1970 im Kinderbuchverlag. Foto von Florian Jacob.

„Der zweite Teil“ ihres „Lebens begann mit einem 800 km Marsch“ zu den „nach Thüringen evakuierten Angehörigen“.[3]Ebd. Als Landarbeiterin und als Maschinenarbeiterin (1946-1948) musste sie den Lebensunterhalt für Mutter und Schwester verdienen. Sie besuchte später die Meisterschule für angewandte Kunst in der Spielzeugstadt Sonneberg und erlernte hier den Beruf einer Spielzeuggestalterin. Als künstlerische Assistentin arbeitete sie von 1951 bis 1953 an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.[4]Vgl. Sammlung Jacob. Danach wirkte sie zwei Jahre lang freischaffend als Spielzeuggestalterin und arbeitete u.a. auch an einem „Spielzeugfachbuch“.

Cover von Dagmar Zipprichs “Der Leutnant von Hasenfelde”, erschienen 1981 im Verlag Junge Welt. Foto von Florian Jacob.

Bis zum Studium am Leipziger Institut 1960 arbeitete Zipprich fünf Jahre als pädagogische Mitarbeiterin für Kunst im Zentralhaus der Jungen Pioniere in Berlin Lichtenberg.[5]Dagmar Zipprich: Aufnahmeantrag 25. 4. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406. Hier hatte sie auch die Leitung des Sektors „Darstellende Kunst“ inne und beschäftigte sich u.a. mit Laien-Puppen- und Schattenspielen.[6]Dagmar Zipprich: Lebenslauf. Ungedr. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406. Die Texte für die Arbeitsgemeinschaften wurden von ihr bearbeitet und geschrieben.

Seit 1958 besuchte die Autorin auch die Arbeitsgemeinschaft „Junge Autoren“ im Schriftstellerverband Berlin.[7]Vgl. Sammlung Jacob. Zipprich wurde von dort an das Literaturinstitut in Leipzig delegiert und studierte hier von 1960 bis 1963. Zu ihren Mitstudenten gehörten Wolfgang Eckert, Gerd Bieker +, Johannes Klopsch+, Ernst Kreitlow+, Alfons Linnhofer+ und Klaus Steinhaußen+.

Nach dem Studium leitetet Zipprich die Arbeitsgemeinschaft Literatur am Berliner Zentralhaus der Jungen Pioniere und veröffentlichte mehrere Kinder- und Jugendbücher, u.a. im Kinderbuchverlag „Geschichten aus dem Spielzeugland” sowie im Verlag Junge Welt u.a. „Der Leutnant von Hasenfelde“ (mit Würfelspiel).

Autorin: Marianne Jacob

References

References
1 Vgl. Sammlung Jacob.
2 Dagmar Zipprich: Lebenslauf. Ungedr. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406.
3 Ebd.
4 Vgl. Sammlung Jacob.
5 Dagmar Zipprich: Aufnahmeantrag 25. 4. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406.
6 Dagmar Zipprich: Lebenslauf. Ungedr. 1960. Vgl. Staatsarchiv Leipzig Aktennr. 20311, 406.
7 Vgl. Sammlung Jacob.